Blog

Nachhaltigkeit in den Bank-Alltag bringen

Sustainable Finance in die Unternehmenskultur einbetten

Der 10. März 2021 ist für viele Finanzdienstleister zum Beginn einer neuen Ära geworden – dem Zeitalter der Financial Sustainability, also der Nachhaltigkeit im Finanzwesen. Ab da nämlich gilt die Verordnung über nachhaltigkeits-bezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungs-sektor. Nachhaltigkeitsrisiken müssen transparent gemacht werden, negative Auswirkungen auf Nachhaltigkeit ebenso und Informationen über die Nachhaltigkeit von Finanzprodukten berichtet und ins Netz gestellt werden.

Und das ist erst der Anfang!

Jetzt also muss nachgedacht werden in den Vorstandsetagen von Banken und bei Finanzberatern. Und was noch viel wichtiger ist: Handeln ist angesagt. Überzeugen. Vor allem: Alle im Unternehmen mitnehmen!

Doch wo beginnen?

Einen gangbaren Weg zeigt uns die Transformationsforschung: „Die Kunst, eine andere Wirklichkeit zu denken und in Veränderungen zu übersetzen, benötigt eine besondere Mischung aus Wissen, aus Haltung und aus konkreten Fähigkeiten zur Umsetzung.“18 (Uwe Schneidewind, 2018, zit. in Stremlau, BAFIN Perspektiven 2019, S. 5).

Diese 3 Faktoren – Wissen, Haltung, Umsetzung – werden wir uns nun im Hinblick auf die Implementierung von Nachhaltigkeit in Ihrem Finanzinstitut ansehen.

Beginnen wir mit dem Wissen.

Nicht einfach, sich einen Überblick zu verschaffen über all das, was da auf die Finanzinstitute zurollt. Alleine aus der EU-Gesetzgebung, zusammengefasst im „Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums 2018“, kommen Offenlegungs- und Transparenzpflichten, kommt die EU-Taxononmy (eine Art Liste mit Definitionen, was nachhaltig ist und was nicht), kommen neue Kriterien für die Bewertung nachhaltiger Finanzprodukte sowie neue Pflichten in der Anlageberatung. Zu letzterem gehört auch die Aufnahme von Nachhaltigkeitsaspekten in die Geeignetheitsprüfung, also in die Beratung des Kunden.

Doch damit nicht genug.  

Da haben wir noch die Vorschriften und Empfehlungen aus der Europäischen Bankenaufsicht, die gerade eben den „Konsultationsprozess zur Integration von ESG-Faktoren und ESG-Risiken“ abgeschlossen hat und den nationalen Aufsichten, wie der BaFin mit dem „Merkblatt Nachhaltigkeit“. Hier geht es konkret um die Erfassung der Klima- und Umweltrisiken, die bereits heute als Kredit- und Marktrisiken in den Aktiva von Banken und Versicherern schlummern und nun raus ans Tageslicht, sprich in Bilanzen, müssen.

Überblick der im Bereich Nachhaltigkeit für die Finanzwirtschaft wichtigen Organisationen und Verordnungen.

Angesichts dieser gewaltigen Welle könnte man leicht verzweifeln, oder? In unserem Führungskräfte-Workshop „Sustainable Finance in den Bankalltag bringen“ erhalten Sie einen strukturierten Überblick und können danach die Frage beantworten: „Was muss ich wirklich in welcher Tiefe wissen?“.

Doch Wissen alleine genügt nicht!

Stellen Sie sich Ihren Kundenberater vor, der auf Nachfragen des Kunden zwar pflichteifrig gelerntes Nachhaltigkeits-Produkt-Wissen herunterbetet. Aber dem Kunden dann – ohne schlechtes Gewissen – Hochglanzunterlagen in der Plastiktüte überreicht. Und auf dem Bankparkplatz stehen in Reihe die bankeigenen AUDI und BMW mit Verbrennungsmotoren. Wirkt alles sehr authentisch nachhaltig, oder?

Kommen wir also zum zweiten Punkt.

Zur Haltung und zur Nachhaltigkeits-Kultur. Der Umgang mit neuen Klima-Risikoklassen, neue nachhaltig orientierten Geschäftsstrategien, ESG-Entscheidungsparametern und  ESG-Transparenzpflichten lässt sich nicht mit ein paar Vorstandsbeschlüssen in den Alltag der Bank transportieren. Kultur kann nicht verordnet werden! Kultur muss (vor-) gelebt werden, zuerst mal „von oben“. Nicht zufällig spielt der „tone from the top“ auch bei der Prüfung der Risiko-Kultur durch die Bankenaufsicht die erste Rolle – wir dürfen wohl davon ausgehen, dass dies zukünftig auch bei der Nachhaltigkeitskultur so der Fall sein könnte.

Dazu muss die Geschäftsführung sich klar positionieren.

Auch persönlich! Und dazu Fragen ehrlich beantworten wie: Welche Welt will ich meinen Kindern hinterlassen? Was kann ich persönlich zu einer lebenswerten Welt beitragen? Wie kann ich im Unternehmen tun, um eine nachhaltige Richtung einzuschlagen? Ist eigentlich unser Geschäftsmodell überhaupt nachhaltig? Wie können wir Nachhaltigkeit im Unternehmen tagtäglich leben? Und wie bringe ich das meinem Aufsichtsrat bei?

Keine einfachen Fragen, in der Tat. Nehmen Sie sich Zeit – gerade für die Klärung der persönlichen Haltung! Erspüren Sie die Zukunft – mit Verstand und Gefühl! Gehen Sie in einen strukturierten Dialog mit ihren Kollegen – über deren Verständnis von Nachhaltigkeit, Klima, Ökologie, Zukunft. Schauen Sie, was bei Ihren Mitarbeitern und stakeholdern schon alles da ist – an nachhaltigem Denken und Handeln! Oft mehr als Sie erahnen.

Und fragen nun, was brauchen Sie denn an Haltung bei Ihren Führungskräften, bei ihren Mitarbeitern, welche neuen Grundlagen und Skills brauchen Sie bei Kredit-, Investitions- und Personalentscheidungen? Empathie, Ethik, Agilität, Dialog-Kompetenz, Nicht-lineares langfristiges Denken, Weisheit, Gewahrsein, und Resilienz sind nur einige der Fähigkeiten, die mit der neuen Haltung einhergehen.

Und so kommen Sie zu Punkt 3 im Transformationsprozess.

Die Fähigkeit zur Umsetzung der Nachhaltigkeit. „Wie muss ich vorgehen? Wie bringe ich die PS auf die Strasse?“ werden Sie sich fragen. Eines vorweg: Die Kunst der Umsetzung liegt nicht im Beschluss von ESG-Richtlinien Dienstag früh in der Vorstandssitzung. Eine erfolgreiche Umsetzung folgt vielmehr einem klaren Pfad (siehe nachstehendes Schaubild), der mit der Integration von ESG-Kriterien in die langfristige Strategie des Kerngeschäftes Ihres Unternehmens beginnt und mit der Berichterstattung an die Stakeholder endet.

Dazu schaffen Sie noch eine Reihe von Experten-Teams und –Gremien. Und haben so schon bereits begonnen, den Rahmen, den Kontext in Ihrem Unternehmen zu verändern. Und damit schon ein wesentliches Element einer gelebten Nachhaltigkeits-Kultur gestaltet.

Aber noch etwas Wesentliches fehlt.

Der unsichtbare Teil des Unternehmens, die software, der Kern der Unternehmenskultur, findet sich in den Köpfen, Herzen und Interaktionen der Führungskräfte, Mitarbeiter und weiteren stakeholdern in Ihrem Unternehmen.

Die Analyse der Unternehmenskultur hilft Ihnen, das Unsichtbare sichtbar zu machen, Fakten auf den Tisch zu bekommen, die Diskussionen zu eröffnen. Unser Partner „Initiative Wertvolle Unternehmenskultur“ verfügt über ein einfach zu handhabendes Online-Analyseinstrument, das Ihnen in kurzer Zeit ein prägnantes Bild über die gegenwärtigen Ausprägungen der Kultur in Ihrem Unternehmen verschafft. Den gemeinsam mit emotion banking in der Initiative Wertvolle Unternehmenskultur entwickelten „Nachhaltigkeits-Quick Check“ können Sie hier machen:

Die notwendigen Veränderungen des Mindset der Führungskräfte und Mitarbeiter können einerseits durch intensive Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsthemen sowie durch die gemeinsame Arbeit an konkreten Projekten gefördert werden. Plattformen unserer Partner wie „The Mission“ ermöglichen Handlungsbasiertes Lernen im Bereich der Sustainable Development Goals SDG. Oder Klima-Szenario-Modelle wie en-Roads fördern spielerisch ein tieferes Verständnis für Ursachen und Wirkungszusammenhänge im Bereich Klima und Nachhaltigkeit.

Die Veränderungsbereitschaft ihrer Mitarbeiter ist umso besser, je größer deren mentale und emotionale  Offenheit für Neues ist. Dieser Mindset-Shift läßt sich beeinflussen. Achtsamkeits-Konzepte spielen hier eine große Rolle. Lesen Sie mehr dazu in unserem White Paper „Transformation im Finanzwesen: Wie Mindset-Change zu nachhaltigem Kulturwandel beiträgt“. Oder kontaktieren Sie uns, wenn Sie Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen implementieren wollen und wissen wollen, wie man das erfolgreich anpackt.

Ihr Friedhelm Boschert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert